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Leinfelden-Echterdingen leitet ebenfalls seine Abwässer in die Kläranlage ein Klärwerk Möhringen: 70 Jahre für eine saubere Körsch

Ein starkes Bevölkerungswachstum, unzählige Manufakturen und Industriebetriebe auf den Fildern führten Anfang der 1950er-Jahre dazu, dass die dort anfallenden Abwässer in den vorhandenen, noch aus der Vorkriegszeit stammenden Behelfskläranlagen nicht oder nur unzureichend gereinigt werden konnten.

Eine Kläranlage
Foto: Michael Fuchs

Die Folge war eine enorme Verschmutzung der Körsch. Deshalb entschieden die Fildergemeinden gemeinsam mit der Stadt Stuttgart, in Möhringen ein neues Klärwerk zu errichten. Mit der Vollinbetriebnahme des Klärwerks im Jahr 1954 konnte die Wasserqualität der Körsch deutlich verbessert werden.

Damals gebaut um die Abwässer von Möhringen und Vaihingen sowie aus Leinfelden zu reinigen, fließt dem Klärwerk Möhringen heute auch das Abwasser der Stuttgarter Stadtteile Rohr und Dürrlewang zu. Die derzeitige Ausbaugröße beträgt 160.000 Einwohnerwerte, der tägliche Abwasserzufluss liegt bei rund 19.000 Kubikmeter. Damit ist das Klärwerk Möhringen die zweitgrößte von der Stadtentwässerung Stuttgart betriebene Kläranlage in Stuttgart.

Tag der offenen Tür: Klärwerk öffnet am 22. Juni seine Pforten

  • Zum 70-jährigen Jubiläum lädt die Stadtentwässerung Stuttgart am Samstag, 22. Juni 2024, von 11 Uhr bis 16 Uhr zum Tag der offenen Tür in das Klärwerk Möhringen ein. Es gibt die Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen der modernen Abwasserreinigung zu werfen. Auch eine Führung über das Klärwerksgelände wird angeboten. Für die Kleinen gibt es besondere Spielaktionen. Für das leibliche Wohl sorgt die Narrenzunft Donnerhexen e. V. Weitere Informationen erhalten Sie auf der Homepage der SES unter www.stuttgart-stadtentwaesserung.de.
  • Sie erreichen das Klärwerk Möhringen mit öffentlichen Verkehrsmitteln mit der Stadtbahn U3 bis Haltestelle Landhaus. Von dort beträgt der Fußweg zum Klärwerk ca. 450 Meter oder 10 Minuten.
  • Kostenlose Parkplätze stellt das Stuttgarter Pressehaus (Plieninger Straße 150, 70567 Stuttgart) dankenswerterweise zur Verfügung. Von dem Parkplatz sind es zu Fuß circa 800 Meter bis ins Klärwerk Möhringen.

Nicht zuletzt aufgrund der seit den 1980er-Jahren ständig gestiegenen gesetzlichen Anforderungen an die Güte der Abwasserreinigung wurde das Klärwerk Möhringen seit seiner Inbetriebnahme mehrfach umgebaut und erweitert. Einst als Tropfkörperanlage konzipiert, arbeitet das Klärwerk Möhringen heute nach dem Belebtschlammverfahren mit einer mechanischen, biologischen und chemischen Reinigungsstufe.

Gleichwohl ist das gereinigte Abwasser nach wie vor geringfügig mit Nährstoffen, sauerstoffzehrenden Substanzen und auch anthropogenen Spurenstoffen belastet. Deshalb soll das Klärwerk Möhringen bis 2040 umfassend umgebaut und erweitert werden. 

In diesem Zusammenhang ist auch die Einführung einer vierten Reinigungsstufe geplant, um anthropogene Spurenstoffe wie Arzneimittelrückstände und schwer abbaubare Haushalts- und Industriechemikalien aus dem Abwasser zu entfernen. Bei der Planung greift die Stadtentwässerung Stuttgart erstmals auf neue digitale Instrumente zu.

Energetisch steht das Klärwerk Möhringen schon heute gut da. Dafür sorgen eine im Jahr 2021 in Betrieb genommene Photovoltaik-Anlage sowie drei leistungsstarke Blockheizkraftwerke. Diese bedienen sich der Kraft-Wärme-Kopplung und wandeln das bei der Schlammfaulung freiwerdende Klärgas in Wärme und elektrische Energie um.

Somit können auf dem Klärwerk Möhringen derzeit knapp 70 Prozent des Strombedarfs von jährlich rund 2.100 MWh selbst erzeugt werden. Im Rahmen der Neuplanung des Klärwerks sollen die Prozesse energetisch optimiert und die Eigenenergieproduktion soweit verbessert werden, dass das Klärwerk Möhringen nahezu energieneutral arbeitet.