40 Jahre Leinfelden-Echterdingen
Vor 40 Jahren schlossen sich die selbstständigen Gemeinden Echterdingen, Stetten und Musberg sowie die Stadt Leinfelden im Zuge der Gemeindereform zur Stadt Leinfelden-Echterdingen zusammen. Das Zusammenwachsen zu einer Gemeinschaft ist gelungen – ohne dass die Identität der vier Stadtteile verloren gegangen wäre. Der Leiter des Stadtarchivs, Dr. Bernd Klagholz, erinnert an die Entstehungsgeschichte.
Im Zuge der Gemeinde- und Gebietsreform des Landes Baden-Württemberg schlossen sich die Stadt Leinfelden und die Gemeinden Echterdingen, Musberg und Stetten zum 1. Januar 1975 zur Stadt Leinfelden-Echterdingen zusammen. Die Stadtgründung erfolgte nicht ganz freiwillig.
Am 22. September 1973 hatte der Landtag die Gründung der Westfilderstadt Leinfelden-Echterdingen beschlossen. Damit wurde ein Schlussstrich gezogen unter die jahrhundertelange Selbständigkeit der recht unterschiedlichen vier Gemeinden. Die Vorgeschichte des Zusammenschlusses war von vielen Emotionen begleitet, insbesondere die Frage der Kreiszugehörigkeit war bis zum Schluss heftig umstritten. Aber auch in den Jahren der Konsolidierung der neuen Stadt (1975–1977) schlugen die Wogen noch hoch.
Am 1. Juli 1976 wurde Leinfelden-Echterdingen zwar von der Landesregierung zur Großen Kreisstadt erhoben, aber der Stadtname war noch immer Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen. Erst 1977 konnte man sich endgültig auf „Leinfelden-Echterdingen“ einigen.
I. Vorgeschichte
Die Gemeindereform allgemein
In den ersten Jahrzehnten nach Ende des Zweiten Weltkrieges hatten sich Wirtschaft und Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland stark verändert, die öffentliche Verwaltung jedoch kaum. Neue Aufgaben und der Wunsch nach größeren Verwaltungseinheiten führten auch in Baden-Württemberg zu einem erheblichen Reformdruck. Wie in allen anderen Bundesländern führte man dort zwischen 1968 und 1975 eine umfassende Gebiets- und Verwaltungsreform durch. Sie wurde von der Großen Koalition unter Ministerpräsident Dr. Hans Filbinger (CDU) und Innenminister Walter Krause (SPD) in die Wege geleitet. Die Verwaltungsreform hatte in erster Linie die Landkreise und Gemeinden zum Gegenstand.
Nach der Zielplanung der Landesregierung, so der Echterdinger Bürgermeister Walter Schweizer, „sollten größere örtliche Verwaltungseinheiten gebildet werden, die in der Lage sind, die erforderliche kommunale Grundausstattung zu schaffen und wirtschaftlich zu nutzen, moderne technische Verwaltungsmittel wirtschaftlich einzusetzen sowie einheitliche Lebens- und Wirtschaftsräume durch gemeinschaftliche Planung und Steuerung der Infrastruktur weiterzuentwickeln.“
Das Leistungsangebot der kommunalen Verwaltungen sollte im Hinblick auf die gestiegenen Ansprüche im Bereich Bildung, Gesundheitsversorgung, Sportstätten usw. verbessert werden. Eine Territorialreform in Gestalt der Kreis- und Gemeindereform wurde hierfür als Voraussetzung angesehen. Zwischen 1969 und 1975 verloren im Zuge der Kommunalreform 67 % der Gemeinden in Baden-Württemberg die Selbständigkeit: Ihre Zahl sank von 3.379 auf 1.110.
Die Gemeindereform war eine – insgesamt gesehen wohl notwendige – Reaktion auf die Veränderung der Gemeindestrukturen nach dem Zweiten Weltkrieg. Infolge der Ankunft der Heimatvertriebenen, aber auch dadurch bedingt, dass viele „Städter“ aufs Land zogen, stiegen die Einwohnerzahlen gerade der kleineren Gemeinden im Umland der Landeshauptstadt Stuttgart nach 1945 stark an. Ein Musterbeispiel hierfür ist die Gemeinde Leinfelden, die nach der Währungsreform 1948 einen beispiellosen Aufschwung erfuhr und sich zur bevorzugten Wohn- und Industriegemeinde entwickelte. Unter Bürgermeister Gustav Egler (1897–1983) siedelten sich zwischen 1949 und 1965 insgesamt 218 Firmen verschiedenster Branchen an, 4.000 Arbeitsplätze wurden geschaffen. Nachdem 1965 die 10.000 Einwohnermarke überschritten worden war, wurde Leinfelden zur Stadt erhoben.
Hingegen öffnete man sich im bis dahin hauptsächlich landwirtschaftlich geprägten Echterdingen nach 1945 unter Bürgermeister Fritz Moltenbrey (1899–1962) nur zögerlich der Ansiedlung von Industrie und Gewerbe. Echterdingen hatte zwar weniger Einwohner als Leinfelden, aber die wesentlich größere Markung und damit bessere Entwicklungsmöglichkeiten.
Die Fildergemeinden auf Brautschau
Ende der 1960er Jahre war auch den Kommunalpolitikern auf den Fildern klar, dass eine Reform der Gemeinden und Landkreise kommen würde. Der Gesetzgeber ließ den Gemeinden bei der kommunalen Gebietsreform fünf Jahre Zeit, um sich freiwillig zusammenzuschließen. So nahmen die Filder- und Schönbuchgemeinden miteinander Gespräche auf, um über eine Zusammenarbeit und einen etwaigen Zusammenschluss zu verhandeln. Zu Beginn der 1970er Jahre gründete man zunächst einen Nachbarschaftsausschuss, dem neben der Stadt Leinfelden die Gemeinden Echterdingen, Musberg und Stetten angehörten.
Später kamen noch die Stadt Waldenbuch und die Gemeinde Steinenbronn hinzu. Mit dem Nachbarschaftsausschuss allein war jedoch dem Ziel der Gemeindereform nicht Genüge getan. Man wollte sich weiterhin alle Möglichkeiten offen halten und überlegte, welche Nachbargemeinden für einen Zusammenschluss in Frage kommen könnten und führte Sondierungsgespräche. Die Gemeinden warben um Partner und wurden selbst umworben. Es waren viele Kombinationen von Zusammenschlüssen denkbar.
Der Stettener Bürgermeister Eberhard Breitling beispielsweise favorisierte ein Zusammengehen mit Echterdingen, da zwischen beiden Gemeinden seit langem Beziehungen bestanden. Die Gemeinden des Westfilderraumes sollten sich „getrennt in einen Raum Leinfelden/Musberg auf der einen Seite und in einen Raum Echterdingen/Stetten auf der anderen Seite organisch fortentwickeln“ – so heißt es in der Stellungnahme Breitlings zur Zielplanung der Landesregierung vom Dezember 1972. Diese Zielplanung sah bereits die Bildung einer Westfilderstadt bestehend aus Leinfelden, Echterdingen, Stetten und Musberg vor.
Die Vorstellung eines Zusammenschlusses von Stetten und Echterdingen stieß in Echterdingen auf Gegenliebe. Beide Gemeinden wären zusammen auf etwa 17.000 Einwohner gekommen. Das Land sah jedoch in besonders stark verdichteten Räumen im Umland einer Großstadt größere Gemeindeeinheiten mit mindestens 20.000 Einwohnern vor, so dass dieser Plan nicht realistisch war. Insofern waren Echterdingen und Stetten zum Umdenken gezwungen und näherten sich dem von Musberg und insbesondere Leinfelden schon weit früher vertretenen Gedanken eines Zusammenschlusses zur Westfilderstadt an. Echterdingen und Stetten war jedoch daran gelegen, möglichst Zeit zu gewinnen und den Zusammenschluss hinauszuschieben, weil man zuvor noch wichtige Bauvorhaben abschließen wollte.
Das Stadt-Umland-Problem und der Nachbarschaftsverband
Zwischen Stuttgart und den umliegenden Gemeinden bestanden – und bestehen – viele Verflechtungen. Stuttgarter, die nach 1945 auf die Filder zogen, arbeiteten meist weiterhin in der Großstadt, was Bevölkerungsverluste für die Landeshauptstadt und große Pendlerströme mit allen Begleiterscheinungen zur Folge hatte. Die Zunahme der individuellen Mobilität trug zu dieser Entwicklung erheblich bei. Hinzu kam, dass viele Industriebetriebe, deren Ausdehnungsmöglichkeiten durch die Stuttgarter Kessellage begrenzt waren, nach 1948 ihren Standort aufs Land verlagerten.
Ein Paradebeispiel hierfür ist Leinfelden, auf dessen Markung sich zwischen 1948 und 1970 insgesamt neun Stuttgarter Betriebe mit insgesamt 968 Beschäftigten ansiedelten. Die größten Betriebe – und damit auch die wichtigsten Gewerbesteuerzahler – waren die Firmen Roto Frank und Bosch. Aufgrund seiner hohen Gewerbesteuereinnahmen war Leinfelden im Stande, eine gute Infrastruktur zur Versorgung der rasch wachsenden Bevölkerung aufzubauen (Schulen, Kindergärten, Gartenhallenbad). Andere Gemeinden auf den Fildern waren dazu wegen der fehlenden Einnahmen nicht in demselben Maße in der Lage.
So hatte hauptsächlich Stuttgart die Finanzlast für Schulen, Krankenhäuser und Kultureinrichtungen zu tragen, die von den Einwohnern der umliegenden Gemeinden mitbenutzt wurden. Einen finanziellen Ausgleich hierfür gab es nicht. Es verwundert daher nicht, dass in Stuttgart Stimmen laut wurden, welche die Eingemeindung der Filderorte forderten. Der Sprung auf die Filder war der Landeshauptstadt bereits 1942, im „Dritten Reich“, mit der Eingemeindung von Vaihingen, Möhringen, Hohenheim, Birkach und Plieningen gelungen.
Auf den Fildern war man sich darüber im Klaren, dass das Stadt-Umland-Problem mit Stuttgart gelöst werden musste und sprach sich für die Gründung eines Nachbarschaftsverbandes mit der Landeshauptstadt aus. In diesem Verband, der von der Landesregierung angeregt wurde, wollte man sich in Fragen des Nahverkehrs, des Umweltschutzes, der Industrieansiedlung und der Flächennutzung miteinander abstimmen. Er wurde jedoch erst nach Abschluss der Gemeindereform im Jahr 1976 Realität. Dem Nachbarschaftsverband gehörten die Stadt Stuttgart und 27 Umlandgemeinden an, darunter auch die drei Großen Kreisstädte auf den Fildern Leinfelden-Echterdingen, Filderstadt und Ostfildern. Der Nachbarschaftsverband wurde 1994 vom Verband Region Stuttgart abgelöst.
Die Angst vor der „Krake Stuttgart“
Die Befürchtung, nach Stuttgart eingemeindet zu werden, spielte bei den Vorgesprächen zur Gemeindereform eine große Rolle. Diese Eingemeindung zu verhindern, war das gemeinsame Ziel der Fildergemeinden. Es herrschte Einigkeit darüber, lieber in einer von ihrer Größe her überschaubaren Mittelstadt aufzugehen, „als einer Großstadt angegliedert zu werden, die sich schon in der Vergangenheit nicht in der Lage gezeigt hat, für ihre Vororte die nötigsten Einrichtungen zu schaffen“ – so der Musberger Bürgermeister Rainer Häußler. Ein möglicher Zusammenschluss zur Westfilderstadt wurde auch als Bollwerk gegenüber Stuttgart angesehen.
Die Stadt Stuttgart schlug 1971 unter Oberbürgermeister Arnulf Klett zur Lösung des Stadt-Umland-Problems vor, einen erweiterten Stadtkreis Stuttgart zu bilden, dem 22 Gemeinden des Umlands angehören sollten. Diese Gemeinden sollten zwar rechtlich selbständig bleiben, aber aus ihren bisherigen Landkreisen herausgelöst und in einem neuen erweiterten Stadtkreis Stuttgart zusammengefasst werden. Der Stuttgarter Oberbürgermeister sollte zugleich Landrat des neuen Stadtkreises werden. Die Fildergemeinden sahen sich durch diesen Plan, den sie als Vorstufe zur Eingemeindung betrachteten, in ihren Befürchtungen bestätigt und lehnten ihn entschieden ab.
Die Zielplanung der Landesregierung
Die Vorstellungen der Landesregierung zur Gemeindereform schlugen sich in der sog. „Zielplanung“ nieder, die zwischen 1969 und 1973 mehrfach modifiziert wurde. In der ersten – noch unverbindlichen – Zielplanung von 1969/70 war vorgesehen, den damals noch bestehenden Alt-Kreis Esslingen in zehn Verwaltungsräume zu untergliedern. Die Filder – inklusive der damals noch zum Kreis Böblingen zählenden Stadt Leinfelden und der Gemeinde Musberg – sollten vollständig dem Kreis Esslingen zugeschlagen werden. Drei Verwaltungsräume sollten entstehen: die westlichen Filder mit dem Verwaltungsraum Echterdingen, die mittleren Filder mit Bernhausen und die östlichen Filder mit Nellingen. Der Gemeinde Echterdingen sollten Leinfelden, Musberg und Stetten zugeordnet werden.
Diese frühe Zielplanung nahm – was die Filder betrifft – das Ergebnis der späteren Gemeindereform in großen Teilen vorweg. Ein wichtiges Merkmal der Zielplanung war, dass die Filder insgesamt dem Landkreis Esslingen zugeschlagen werden sollten. Bei der Umsetzung der Kreisreform im Jahr 1971 wurde diese Vorstellung allerdings nicht verwirklicht: Ein Teil der westlichen Filder – nämlich die Stadt Leinfelden und die Gemeinde Musberg – blieb nach wie vor beim Landkreis Böblingen. Dies sollte später die Verhandlungen zur Bildung der Westfilderstadt Leinfelden-Echterdingen wesentlich erschweren.
Leinfelden und Musberg für „Sechserlösung“
Mit der Zustimmung Echterdingens und Stettens zur Westfilderstadt war es schlagartig vorbei, als im April 1973 bekannt wurde, dass Leinfelden und Musberg die Stadt Waldenbuch und die Gemeinde Steinenbronn mit ins Boot holen wollten. Dies hätte statt einer Vierer- eine Sechser-Lösung bedeutet. In einem Schreiben vom 11. April 1973 an Innenminister Schiess setzte sich der Musberger Bürgermeister Rainer Häußler für die Sechserlösung ein: „Diese Forderung ist unabdingbar, da eine geordnete Entwicklung des Westfilderbereichs nur in Richtung Steinenbronn / Waldenbuch möglich ist und bereits zahlreiche Verflechtungen bestehen…“
Dass seit 1970 ein gemeinsamer Nachbarschaftsausschuss der sechs Gemeinden bestand, wurde zusätzlich als Argument angeführt. Bereits am 7. März 1973 hatte Bürgermeister Laible ein Telegramm ähnlichen Inhalts an Ministerpräsident Dr. Hans Filbinger und Innenminister Karl Schiess geschickt. Das Ansinnen von Musberg und Leinfelden war mit Waldenbuch und Steinenbronn allerdings nicht abgestimmt: Dort wollte man von dieser Lösung nichts wissen. Beiden Gemeinden gelang es, ihre Selbständigkeit zu wahren. Sie gingen im Juni 1974 eine heute noch bestehende Verwaltungsgemeinschaft in Form eines Zweckverbandes ein.
In Echterdingen und Stetten löste der Plan einer Sechserlösung große Empörung aus. Man befürchtete, dass auf diese Weise das Gewicht Leinfeldens gestärkt und eine Westfilderstadt mit Waldenbuch und Steinenbronn dem Landkreis Böblingen zugeschlagen werden würde. Das Tischtuch war zunächst zerschnitten. Echterdingen und Stetten wandten sich nun nach Osten, Bernhausen, zu. Damit favorisierten sie eine Dreierlösung.
Flughafenstadt statt Westfilderstadt?
Bürgermeister Schweizer sprach sich im Mai 1973 auf einer Bürgerversammlung zur Zielplanung für einen Zusammenschluss mit Bernhausen aus. Damit plädierte er für die Gründung einer „großen Mittleren Filderstadt“ oder „Flughafenstadt“. Echterdingen und Bernhausen hätten, was den Flughafen betreffe, ähnliche Interessen. Außerdem sei die Bevölkerungsstruktur Echterdingens der Bernhausens ähnlicher als der Leinfeldens. Die Idee der Flughafenstadt fand in Echterdingen sowohl bei den Bürgern als auch beim Gemeinderat große Zustimmung, jedoch nicht bei der Echterdinger SPD-Gemeinderatsfraktion.
Diese hielt nach wie vor eine Westfilderstadt („die Stadt der Vernunft“) für die bessere Lösung. Leinfelden und Musberg lehnten die Flughafenstadt ebenfalls ab und traten nach wie vor für die um Steinenbronn und Waldenbuch erweiterte Westfilderstadt ein. Weil man in Echterdingen und Stetten „ums Verrecken nicht“ – so ein Zeitzeuge – mit Leinfelden zusammengehen wollte, schlug man die Bildung einer „Filderrandstadt“, bestehend aus Echterdingen, Stetten, Plattenhardt und Bonlanden vor, was dort aber auf wenig Gegenliebe stieß.
In Bernhausen favorisierten sowohl der Gemeinderat als auch die Bürgerschaft eine Fünferlösung mit Bonlanden, Harthausen, Plattenhardt und Sielmingen. Damit lag Bernhausen voll auf der Linie des Landes, das in seiner Zielplanung eine „Mittlere Filderstadt“ in genau dieser Zusammensetzung vorsah. Auf einer Bürgerversammlung in Bernhausen Ende Mai 1973 gab es zudem starke Vorbehalte gegen ein Zusammengehen mit Echterdingen. Auch das Regierungspräsidium Nordwürttemberg riet von einer Flughafenstadt Echterdingen-Bernhausen ab. Entscheidend war letzten Endes, dass in der endgültigen Zielplanung des Landes die Gründung einer Flughafenstadt nicht vorgesehen war.
Die letzte Zielplanung
Am 19. Juli 1973 verabschiedete die Landesregierung die endgültige Zielplanung für die Umland-Gemeinden von Stuttgart und damit auch für die Filder. Darin wurde die Gründung einer Westfilderstadt bestehend aus Leinfelden, Echterdingen, Stetten und Musberg zum 1. Januar 1975 ebenso verbindlich vorgeschrieben wie die einer mittleren Filder-Stadt um Bernhausen und einer östlichen Filder-Stadt um Nellingen. Neuhausen und Denkendorf sollten dagegen selbständig bleiben. Damit waren die Weichen für die Gemeindereform auf den Fildern endgültig gestellt. Auch in der Frage der Kreiszugehörigkeit hatte das Land genaue Vorstellungen: Alle drei Filder-Städte sollten zum Landkreis Esslingen kommen. Dies galt auch für den Flughafen, den die Landesregierung nicht durch eine Kreisgrenze zerschnitten sehen wollte. Die Zuordnung von Waldenbuch und Steinenbronn zur Westfilderstadt wurde ausgeschlossen.
Nach dem Bekanntwerden der Zielplanung mussten sich die betroffenen Gemeinden arrangieren, die Vertreter von Leinfelden, Echterdingen, Stetten und Musberg mussten sich zusammenraufen. Denn der drohenden gesetzlichen Zwangsvereinigung wollte man in jedem Fall zuvorkommen und den Zusammenschluss auf freiwilliger Basis erreichen. Dies zum einen aus psychologischen Gründen und zum anderen, um für die neue Stadt die Fusionsprämie des Landes – auch „Abschlachtprämie“ oder „Sterbegeld“ genannt – in Höhe von rund 1,5 Millionen DM zu sichern. Die Zeit drängte, denn die Gemeinden hatten für einen freiwilligen Zusammenschluss nur bis zum 30. Juni 1974 Zeit.
Die Delegationen der vier Gemeinden kamen im letzten Quartal des Jahres 1973 mehrmals zusammen, um über einen Zusammenschluss zu verhandeln. Die Fronten waren verhärtet, was Bürgermeister Laible bereits in einem Brief vom Mai 1973 beklagt hatte: „Trotz Verhärtung der Fronten bin ich der Auffassung, daß in einer Zeit, in der Nixon und Mao, Brandt und Breschnew miteinander reden, auch Gespräche zwischen Leinfelden und Echterdingen sinnvoll sein könnten…“
Am 18. Dezember 1973 fand eine denkwürdige Sitzung im Musberger Rathaus statt, in der sich die Vertreter der vier Gemeinden weitgehend einig wurden. Die aus den vier Bürgermeistern und jeweils vier Gemeinderäten bestehenden Verhandlungskommissionen von Echterdingen, Leinfelden, Musberg und Stetten verständigten sich in einer Nachtsitzung weitgehend auf die Grundlagen des freiwilligen Zusammenschlusses. Dabei blieb die Frage der Kreiszugehörigkeit der neuen Stadt allerdings ausgeklammert.
Ende Januar 1974 wurden die Verhandlungen jedoch plötzlich für gescheitert erklärt. Der Gegensatz zwischen Leinfelden und Musberg auf der einen und Echterdingen und Stetten auf der anderen Seite in der Frage der Kreiszugehörigkeit der neuen Stadt war wieder offen zu Tage getreten und schien unüberbrückbar. Echterdingen und Stetten sahen – im Gegensatz zu Leinfelden und Musberg – die Zuordnung der neuen Stadt zum Landkreis Esslingen als bereits verbindlich festgelegt.
Das Problem der Kreiszugehörigkeit
Die unterschiedliche Kreiszugehörigkeit der Gemeinden Echterdingen und Stetten (Kreis Esslingen) einerseits und der Stadt Leinfelden und der Gemeinde Musberg (Kreis Böblingen) andererseits erwies sich als die höchste Hürde für den Zusammenschluss. Die Landkreise Esslingen und Böblingen waren 1938 in der Zeit des Nationalsozialismus gebildet worden. Damals war das Amtsoberamt Stuttgart, in dem die westlichen und mittleren Fildergemeinden zusammengefasst waren, aufgelöst worden. Auch im Zuge der Kreisreform 1971 wurde die Möglichkeit, die gesamten Filder einem Kreis zuzuordnen, nicht genutzt.
Das klare Bekenntnis der Landesregierung und des Landtags, dass die Westfilderstadt zum Kreis Esslingen kommen sollte, deckte sich mit den Vorstellungen von Echterdingen und Stetten. In Leinfelden und Musberg hingegen hoffte man immer noch darauf, dass die neue Stadt durch einen neuen Landtagsbeschluss doch noch dem Landkreis Böblingen zugeordnet werden würde. Am 22. Juni 1973 hatte Laible an die Mitglieder der CDU-Landtagsfraktion geschrieben: „ ... Die Stadtverwaltung Leinfelden hält es ebenfalls für richtig, daß der Bereich der Westfilder dem Landkreis Böblingen zugeordnet werden sollte.
Nicht nur, weil das Gleichgewicht zwischen den Landkreisen des Mittleren Neckarraumes gestört würde, wenn der Landkreis Böblingen um Leinfelden und Musberg verkleinert würde, sondern vor allem deswegen, weil die Möglichkeit für die Einwohner des Westfilderbereichs, die Kreiseinrichtungen wie Krankenhaus und Berufsschulen zu nutzen, in Böblingen gegeben, in Esslingen aber wegen der vollkommen fehlenden Verkehrsverbindungen nicht vorhanden ist …“. In Leinfelden war die Bevölkerung mehrheitlich für die Zuordnung der Stadt zum Landkreis Böblingen. Dies hatte bei Bürgermeister Laible einen Kurswechsel ausgelöst: Er war noch Ende 1970 mit der Zuordnung der Westfilderstadt zum Landkreis Esslingen einverstanden gewesen.
Die Stadtgründungsvereinbarung
Die letzte Zielplanung des Landes fand ihren Niederschlag im Entwurf des Gemeindereformgesetzes vom 14. Februar 1974, das am 9. Juli 1974 vom Landtag beschlossen wurde. Mit dem Gesetz wurde endgültig die Gründung der Westfilderstadt Leinfelden-Echterdingen mit den Stadtteilen Leinfelden, Echterdingen, Stetten und Musberg im Landkreis Esslingen festgelegt. „Die Zuordnung der neuen Stadt zum Landkreis Esslingen ist durch die naturräumliche Zugehörigkeit von Leinfelden, Echterdingen und Stetten zum Filderraum und die engen Verbindungen, die zwischen Echterdingen und dem Mittelfilderraum nicht zuletzt im Zusammenhang mit dem Flughafen bestehen begründet.“ heißt es in Paragraph 14 des Gesetzes.
Schon im Januar 1974 waren die Einwohner im Zuge einer „Bürgeranhörung“ zur Zielplanung dazu aufgerufen worden, über die Westfilderstadt abzustimmen. Die vier Verwaltungen gaben die Empfehlung, mit „Ja“ zu stimmen. Die Bevölkerung sprach sich mit großer Mehrheit für den Verwaltungsraum Leinfelden-Echterdingen aus. Der Anteil der Ja-Stimmen betrug in Echterdingen 77,8 %, in Leinfelden 84,3 %, in Musberg 85,4 % und in Stetten 68,2 %. Die Wahlbeteiligung lag zwischen 32,8 % in Echterdingen und 49,1 % in Musberg. Bei den anstehenden Verhandlungen konnten sich die Gemeinderäte somit auf eine breite Basis stützen. Jedoch wurde auf dem Musberger Abstimmungszettel extra darauf hingewiesen, dass ein „Ja“ für die Westfilderstadt kein Votum für den Landkreis Esslingen bedeute, obwohl diese Frage im Grunde bereits entschieden war.
Die Begeisterung für den Zusammenschluss hielt sich in Grenzen. So schrieb Bürgermeister Breitling Ende März 1974 an die zukünftigen Partnergemeinden: „Die Bildung der neuen Stadt `Leinfelden-Echterdingen´ ist eine politische Tatsache – obgleich für viele Bürger in Stetten eine äußerst bedauerliche – der die Verwaltungen und Gemeinderäte der vier Gemeinden Rechnung zu tragen haben.“ Breitling war dafür, die Verhandlungen möglichst bald aufzunehmen, nachdem sich die Landesregierung und die CDU-Fraktion im Februar 1974 erneut für die Zuordnung der Westfilderstadt zum Landkreis Esslingen entschieden hatten.
Am 27. Juni 1974 war es dann soweit: im Sitzungssaal des Musberger Rathauses wurde die Stadtgründungsvereinbarung unterzeichnet. „Es war nicht nur für die Vertreter Musbergs eine schwere Stunde“ – so Bürgermeister Rainer Häußler. Die heikle – aber im Grunde längst entschiedene – Frage der Kreiszugehörigkeit wurde in der Vereinbarung allerdings immer noch ausgeklammert. Bürgermeister Laible ließ weiterhin nichts unversucht und schrieb am 2. Juli 1974 an den Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion Lothar Späth: „Die Stadt Leinfelden findet sich mit der Entscheidung des Landtags in zweiter Lesung, die Westfilderstadt dem Kreis Esslingen zuzuordnen, nicht ab… Vor Beginn der dritten Lesung möchte ich deshalb nochmals an Sie appellieren, die Bahn freizugeben für die sachlichen Argumente, die für Böblingen sprechen. Der Kreis Böblingen braucht die Westfilderstadt, um sich im Umland von Stuttgart behaupten zu können …“
Alle vier Gemeinden versuchten vor Beginn der dritten und entscheidenden Lesung, die Abgeordneten in ihrem Sinne zu beeinflussen, und erstellten entsprechendes Informationsmaterial. Dabei entwickelte Musberg besondere Phantasie. Die Gemeinde ließ spezielle Plakate sowie – unter Bezugnahme auf die Firma ASS in Leinfelden – extra ein Skatspiel drucken, auf dessen Rückseite in vier Varianten zu lesen war: „Jede Karte sticht. Westfilderstadt zum Kreis BB“. Genützt haben die Leinfelder und Musberger Bemühungen freilich nichts: Am 3. Juli 1974 fiel im Landtag in dritter Lesung des Gemeindereformgesetzes die eindeutige und definitive Entscheidung für die Zuordnung zum Landkreis Esslingen.
II. Die Konsolidierung der neuen Stadt 1975–1977
Der Übergangsgemeinderat
Der Zusammenschluss zur Stadt Leinfelden-Echterdingen wurde termingerecht zum 1. Januar 1975 rechtswirksam. Wenige Tage danach, am 7. Januar 1975, fand die konstituierende Sitzung des Übergangsgemeinderats der neuen Stadt Leinfelden-Echterdingen statt. Dieser setzte sich aus den 60 Mitgliedern der vier bisherigen Gemeinderäte zusammen. Die Sitzung wurde vom ältesten Mitglied, Stadtrat Ludwig Hertfelder aus Echterdingen, eröffnet.
In seiner ersten Amtshandlung wählte der Übergangsgemeinderat den Stadtrat Dr. Hans Huber (Echterdingen) zum ersten Stellvertreter des Bürgermeisters. Bis zur Wahl des ersten Oberbürgermeisters wurde vom Gemeindetag ein Bürgermeister-Amtsverweser, Dr. Walter Rienhardt, bestellt. „Er brachte die neue Stadt behutsam und fachmännisch auf den Weg“ – so Walter Schweizer. Rienhardt stand vom 1.1.1975 bis zum 19.8.1975 an der Spitze der neuen Stadt und wurde dann vom ersten gewählten Oberbürgermeister, Walter Schweizer, abgelöst.
Die früheren Bürgermeister Rainer Häußler (Musberg) und Eberhard Breitling (Stetten) ernannte man zu Beigeordneten, im August 1975 folgte der ehemalige Leinfelder Stadtrat Heinrich Sturm als dritter Beigeordneter. Dies war ein kluger Schachzug, denn damit waren alle Stadtteile und die drei großen Gemeinderatsfraktionen von CDU, Freien Wählern und SPD in der neuen Verwaltungsspitze vertreten.
In seiner zweiten Sitzung vom 17. Januar 1975 beschloss der Übergangsgemeinderat die Hauptsatzung der Stadt Leinfelden-Echterdingen. In ihr waren die grundsätzlichen Regelungen über die Gemeindeverfassung, den Gemeinderat, die Ausschüsse, den Bürgermeister und Amtsverweser, die Stadtteile und die sogenannte „unechte Teilortswahl“ enthalten. Die Hauptsatzung wurde dann vom Gemeinderat am 18. November 1975 verabschiedet. Am 1. Januar 1977 trat das einheitliche Ortsrecht in Kraft. Zuvor hatten in einer Übergangszeit die unterschiedlichen Regelungen in den alten Gemeinden weiter gegolten. Dies betraf den Bereich der öffentlichen Entwässerung, der Wasserversorgung, des Erschließungsbeitragsrechts, der Abfallbeseitigung, des Marktwesens und der Polizeiverordnungen.
Der erste Gemeinderat
Am 20. April 1975 hatte die Bürgerschaft den ersten gesamtstädtischen Gemeinderat in sogenannter „unechter Teilortswahl“ zu wählen. Je 14 der insgesamt 40 Sitze wurden von Vertretern und Vertreterinnen aus den Wohnbezirken Leinfelden und Echterdingen, je 6 von Vertretern und Vertreterinnen aus Musberg und Stetten besetzt. Die Wahlbeteiligung betrug 68,5 %. Die CDU erhielt 14 Sitze, davon fünf in Leinfelden, fünf in Echterdingen, zwei in Musberg und zwei in Stetten: Gerhard Auch, Rudolf Schwarz, Manfred Groß, Walter Bednarek, Rolf Abele, Dr. Jürgen Wächter, Dr. Karl Wanner, Max Gegenfurtner, Siegfried Nißler, Roswitha Schäfauer, Eberhard Steim, Manfred Stäbler, Wolfgang Haferkamp, Walter Vohl.
Die Freien Wähler bekamen zwölf Sitze, davon je vier in Leinfelden und Echterdingen und je zwei in Musberg und Stetten: Hermann Holzinger, Ewald Donner, Siegfried Heß, Kurt Wirth, Dr. Hans Huber, Karl Klein, Egon Martin, Walter Murthum, Willi Stäbler, Wiegand Eberhardt, Walter Vohl, Jakob Dinges. Die SPD errang ebenfalls zwölf Sitze, davon je vier in Leinfelden und Echterdingen und je zwei Sitze in Musberg und Stetten: Elisabeth Stoltzenburg, Rolf Dieterle, Heinrich Sturm, Erich Schimpf, Liesel Hartenstein, Hans Beck, Ernst Krämer, Erich Klauser, Georg Göpfert, Cordula von Heyl, Dr. Hans Mohl, Günter Keller. Die FDP holte zwei Sitze, einen in Leinfelden und einen in Echterdingen: Dieter Belz, Wolfgang Haug. 27 der 40 gewählten Mitglieder des Gemeinderats gehörten bereits dem Übergangsgemeinderat an, darunter auch zwei der vier weiblichen Mitglieder.
Oberbürgermeister Walter Schweizer
Am 8. Juni 1975 wurde Walter Schweizer, der ehemalige Echterdinger Bürgermeister, mit 51,88 % der abgegebenen Stimmen im ersten Wahlgang zum Bürgermeister (ab Juni 1976: Oberbürgermeister) der neuen Stadt gewählt. Sein Gegenkandidat, der ehemalige Leinfelder Bürgermeister Eckhard Laible, erreichte 46,51 %. Dritter Kandidat war Helmut Palmer gewesen (1,58 %). Die Wahlbeteiligung lag bei knapp 71 %. Gegen die Wahl erhoben 184 Bürger Einspruch, sodass Schweizer für fast zweieinhalb Jahre lediglich als Bürgermeister-Amtsverweser tätig sein konnte.
Erst durch das Urteil des Verwaltungsgerichtshofes Baden-Württemberg vom 6. Dezember 1977 wurde die Wahl rechtsgültig. Am 21. Dezember 1977 wurde Walter Schweizer in der Filderhalle feierlich in sein Amt als Oberbürgermeister eingesetzt. Die Vereidigung nahm Stadtrat Dr. Hans Huber vor. Oberbürgermeister Schweizer war durch die Entscheidung des Gemeinderats seit dem 19.8.1975 als Amtsverweser mit der Bezeichnung Bürgermeister tätig gewesen, allerdings ohne Stimmrecht im Gemeinderat.
Der Streit um den Stadtnamen
Obwohl in der Vereinbarung über den Zusammenschluss vom 27. Juni 1974 festgelegt wurde, dass die neue Stadt Leinfelden-Echterdingen heißen solle, wurde über den Stadtnamen noch lange heftig gestritten. Ende März 1976 startete die CDU im Amtsblatt eine Bürgerumfrage zum Stadtnamen: „Noch besteht Unklarheit, wie unsere neue Stadt nun endgültig heißen soll. Nachdem nun die wichtigsten, mit der Bildung der neuen Stadt zusammenhängenden Sachfragen geregelt und die Neuordnung der Verwaltung durchgeführt ist, sollte im Zusammenhang mit der vorgeschriebenen Umbenennung mehrfach vorkommender Straßennamen auch die endgültige Regelung für den Namen unserer neuen Stadt getroffen werden...“
Bis zum letzten Abgabetermin am 8. Mai 1976 beteiligten sich 368 Personen an der Namensfindung. Die Mehrheit war für eine Änderung des Stadtnamens. In den folgenden Monaten beschäftigte sich auch der Gemeinderat mit dieser heftig diskutierten Frage. Am 9. November beschloss der Gemeinderat auf Antrag der CDU-Fraktion, den bisherigen Stadtnamen Leinfelden-Echterdingen zu ändern. Der künftige Name sollte nur noch aus einem Wort bestehen: entweder Leinfelden oder Echterdingen. Am 23. November entschied sich dann der Gemeinderat mit knapper Mehrheit (19 Ja- und 18 Nein-Stimmen bei zwei Enthaltungen) für Leinfelden als neuen Stadtnamen.
Zuvor hatte ein Antrag, der Stadt den Namen Echterdingen zu geben, mit 19 Ja- und 19 Nein-Stimmen bei einer Enthaltung nicht die erforderliche Mehrheit gefunden. Jedoch musste der Gemeinderat am 7. und 14. Dezember aufgrund eines Bürgerantrags (4.600 Unterschriften) und eines Verfahrensfehlers über den zukünftigen Stadtnamen erneut beraten. Motor der Bürgerinitiative war der rührige Albert Wittum gewesen.
Über den künftigen Stadtnamen wurde am 27. März 1977 eine Bürgerbefragung abgehalten. Außer „Leinfelden-Echterdingen“ standen die Namen „Aichen“ und „Echterfelden“ zur Abstimmung. Es beteiligten sich 6.954 Bürgerinnen und Bürger, knapp ein Drittel der Stimmberechtigten. „Leinfelden-Echterdingen“ erhielt mit 4.209 Stimmen eine eindeutige Mehrheit. Erst jetzt stand der Stadtname endgültig fest. „Es war nicht förderlich für die junge Stadt, die Namen Leinfelden und Echterdingen zur Wahl zu stellen“ urteilte Walter Schweizer später.
Erhebung zur Großen Kreisstadt
Innenminister Karl Schiess übergab beim offiziellen Festakt am 26. Juni 1976 in der Filderhalle die Urkunde der Landesregierung über die Erhebung Leinfelden-Echterdingens zur Großen Kreisstadt an Bürgermeister Schweizer. Wenige Tage später, am 1. Juli, wurde die Erhebung rechtsgültig. Vom 26. bis 28. Juni fand ein großes Stadtfest statt: 36 Vereine und Organisationen aller Stadtteile beteiligten sich an der Vorbereitung und Gestaltung auf dem Festgelände zwischen den Stadtteilen Echterdingen und Leinfelden beim Philipp-Matthäus-Hahn-Gymnasium.
Das Stadtwappen
Am 13. Dezember 1977 entschied sich der Gemeinderat für das neue Stadtwappen, einen blauen Sester auf goldenem Grund. Das neue Wappensymbol ging auf ein altes Getreidemaß mit der lateinischen Bezeichnung „sester“ zurück, das im Filderraum unter der Bezeichnung „Simri“ geläufig war. Der Sester wird durch einen geteilten blauen Ring symbolisiert. Er war jahrhundertelang das Echterdinger Siegel- und Fleckenzeichen gewesen. Dieses Zeichen ist in seiner ursprünglichen Form, mit aufgesetztem Kreuz, noch heute auf Marksteinen zu sehen.
Die Farben Blau und Gold (gelb) führte zuvor die Stadt Leinfelden. Außerdem war die Farbe Gold (gelb) auch in den Wappen der früheren Gemeinden Musberg, Stetten und Echterdingen enthalten, sodass im neuen Stadtwappen alle vier früher selbständigen Gemeinden vertreten sind. Mit Ende ihrer Selbständigkeit am 31.12.1974 erloschen auch die Rechte auf die alten Wappen und Flaggenfarben, nämlich den roten, welfischen Löwen in Gold (gelb) für Echterdingen, das blaue Hufeisen in Gold (gelb) für Leinfelden, die drei ineinander verschlungenen roten Fische in Gold (gelb) für Musberg sowie die zwei schräg gekreuzten grünen Ähren in Gold (gelb) unter einer liegenden schwarzen Hirschstange für Stetten.
Festakt mit dem Ministerpräsidenten
Die Große Kreisstadt Leinfelden-Echterdingen feiert ihr 40-jähriges Bestehen. Den Auftakt bildete ein Festakt in der Filderhalle am Samstag, den 26. September, zu dem alle Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen waren.
Für den musikalischen Auftakt zum Festakt sorgte schon eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn sorgte die LE Marching Band. Nach den Ansprachen von Oberbürgermeister Roland Klenk und Ministerpräsident Winfried Kretschmann gab es Musik-, Tanz- und Theaterbeiträge der örtlichen Vereine und Institutionen. Bei einer Fotopräsentation stellte Erste Bürgermeisterin Eva Noller „Leinfelden-Echterdingen 1975/2015” vor. Nach der Pause folgten Zeitzeugeninterviews mit Kommunalpolitikern der ersten Stunde. Eine Fotoausstellung im oberen Foyer portraitierte die Stadt von einst und heute.
Vielerlei Aktionen und Ausstellungen werden das Jubiläum darüber hinaus begleiten und manch Verborgenes und Wissenswertes über „LE“ aufzeigen. Dazu gehören die Ausstellung „40 Jahre Leinfelden-Echterdingen 1975-2015“ im Stadtmuseum, ein Filmabend zur Stadterhebung von 1965, Stadtteilführungen zu Fuß oder zu Rad sowie eine SkulpTour durch Leinfelden. Die örtlichen Unternehmen bieten die Gelegenheit zu Betriebsbesichtigungen.
Das Stadtarchiv hat zum Jubiläum den Fotobildband „40 Jahre Leinfelden-Echterdingen – Bilder des Wandels 1975/2015“ herausgebracht. Er ist seit 26. September im örtlichen Buchhandel erhältlich. Hier können Sie diese und andere Publikationen des Stadtarchivs auch gleich direkt online bestellen.