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Spielkartenmuseum steht ohne externe Unterstützung vor dem Aus

Stadtverwaltung und Gemeinderat haben sich die Entscheidung über den Fortbestand des Deutschen Spielkartenmuseums (DSM) nicht leicht gemacht. 

Wahrsagekarten mit bunten Illustrationen auf einem Tisch, eine Karte in der Mitte hervorgehoben.
Foto: Bergmann

Bereits bei der Vorberatung im Verwaltungs-, Kultur- und Sozialausschuss (VKS) zeichnete sich jedoch eine klare Tendenz ab. Der Vorschlag der Stadtverwaltung, das DSM organisatorisch dem Kulturamt zuzuordnen und mit einer neuen Museumskonzeption attraktiv zu gestalten, wurde von der Mehrheit des Gremiums kritisch bewertet.

Hohe Investitionen und geringe Besucherzahlen

Das Museum ist aktuell als Schaudepot im Untergeschoss der Schönbuchschule untergebracht. Diese Lage ist wenig attraktiv und führte dazu, dass der allgemeine Museumsbetrieb samt regulärer Öffnungszeiten bereits deutlich reduziert und Personal abgebaut wurde. Folglich wurde das DSM zunehmend zum Ziel von Fachpublikum und Kartenenthusiasten, während die breite Öffentlichkeit das Angebot kaum wahrnahm.

Um das Museum attraktiv, zeitgemäß und publikumswirksam zu gestalten, wären laut Berechnung der Stadtverwaltung Investitionen in Höhe von mindestens 590.000 Euro notwendig. Darin enthalten sind Kosten für eine neue Leitungsstelle, ein von Experten entwickeltes modernes und interaktives Ausstellungskonzept sowie entsprechende bauliche Anpassungen der Räumlichkeiten. Hinzu kämen laufende jährliche Betriebskosten von rund 200.000 Euro.

Gespräche mit dem Landesmuseum Württemberg, dem ein Teil der wertvollen Spielkarten gehört, verliefen ergebnislos und ohne Aussicht auf finanzielle Unterstützung, wie Bürgermeister Dr. Carl-Gustav Kalbfell im VKS erläuterte.

Forschung an der Spielkarte ist keine kommunale Aufgabe

Ein wesentliches Argument gegen die Fortführung des Museums brachte Oberbürgermeister Otto Ruppaner auf den Punkt: „Die wissenschaftliche Erforschung des Kulturguts Spielkarte ist zwar eine spannende Aufgabe, aber keine originär kommunale Aufgabe.“ Angesichts zahlreicher Pflichtaufgaben in Bereichen wie Bildung, Betreuung, Infrastruktur und öffentlicher Sicherheit sei die Weiterführung des DSM angesichts hoher Kosten und einer Besucherzahl von wenigen hundert pro Jahr nicht mehr vertretbar.

Unterschiedliche Meinungen im Gemeinderat

Die Diskussion im Gremium zeigte unterschiedliche Perspektiven. Dr. Eberhardt Wächter (Freie Wähler/FDP) unterstützte den Oberbürgermeister mit dem Hinweis, dass das Museum keinen maßgeblichen Imagegewinn für die Stadt bringe. Sabine Onayli (Fraktion L.E.B./DiB) pflichtete bei und forderte klare Entscheidungen aufgrund der geringen Resonanz und hohen Kosten.

Edeltraud Reichle-Kanthak (Grüne) betonte, dass das Museum nie auf die breite Öffentlichkeit ausgerichtet gewesen sei und ein Umbau sehr kostspielig wäre. SPD-Stadträtin Barbara Sinner Bartels würdigte zwar die gute Arbeit des Museumsteams, stellte jedoch klar, dass das DSM kaum mit Leinfelden-Echterdingen in Verbindung gebracht werde und nicht mehr finanzierbar sei.

Lediglich die CDU-Fraktion sprach sich entschieden gegen eine Schließung aus. „Es ist eine Schande, was hier heute passiert, wir werden der Schließung niemals zustimmen“, erklärte Claudia Zöllmer. Sie verwies auf die jahrelangen Bemühungen und Leistungen vieler engagierter Menschen, deren Arbeit nun beendet werde.

Bekenntnis zur Kultur, aber klare Prioritäten

„Wir geben viel Geld für die Kultur aus und haben unser Engagement in diesem Bereich zuletzt mit der Mäulesmühle sogar noch erweitert“, hielt Oberbürgermeister Ruppaner entgegen. Die Schließung sei kein Zeichen fehlender Wertschätzung gegenüber der Kulturarbeit im DSM, sondern Ausdruck einer verantwortungsvollen Prioritätensetzung. „Es wurde hervorragende Arbeit geleistet, jedoch steht der Aufwand nicht mehr im angemessenen Verhältnis zum öffentlichen Interesse“, so Ruppaner abschließend.

Beschluss des Gemeinderats

Mehrheitlich beschloss der Gemeinderat nun, den bis 2026 laufenden Vertrag mit dem Landesmuseum Württemberg zu kündigen und das Museum abzuwickeln. Die bisherigen Stellen werden gestrichen, das Personal in anderen Bereichen der Stadtverwaltung eingesetzt. 

Sollte sich nach erfolgter Kündigung doch noch eine Beteiligung von Kooperationspartnern in Höhe von mindestens 50 Prozent der Kosten ergeben, wird das Gremium erneut über eine Fortführung des Deutschen Spielkartenmuseums beraten.