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Leinfelden-Echterdingen erhält seine erste Fahrradstraße Goldäcker wird zu einer Teststrecke

Die Goldäckerstraße in Echterdingen wird für ein Jahr zur Testfahrradstraße umgestaltet. Dies hat der Technische Ausschuss in seiner Sitzung am Dienstag mit nur einer Gegenstimme fraktionsübergreifend beschlossen. 

Foto: Krämer

Dieser nun erfolgte Beschluss ist Teil des Radverkehrsprogramms, das der Gemeinderat im September 2022 beschlossen hat. Die Maßnahme sieht vor, die Goldäckerstraße zur Fahrradstraße zu erklären, um die Sicherheit und Durchgängigkeit des Radverkehrs zu verbessern. „Dies ist besonders wichtig, da die Straße eine zentrale Schulradwegverbindung und eine bedeutende Nord-Süd-Radwegachse darstellt“, so Baubürgermeister Benjamin Dihm.

Im August 2023 hatte das Ingenieurbüro Fichtner Water & Transportation GmbH im Auftrag der Stadt ein Verkehrsgutachten für das östlich der Goldäckerstraße geplante IBA27-Wohnbauprojekt „KAEPSELE“ erstellt. Darin werden verschiedene Möglichkeiten zur Ausgestaltung der Fahrradstraße untersucht, die Michaela Käfer, Leiterin der Abteilung Verkehrsplanung und Mobilität, in der Sitzung vorstellte. Als Varianten wurden verschiedene Möglichkeiten für die Radweggestaltung vorgestellt, darunter auch ein abgetrennter Radweg sowie Möglichkeiten für den Mischverkehr für Autos und Fahrräder.

Ausschnitt Stadtplan von Leinfelden-Echterdfingen
Karte: Stadt LE

Nach intensiver Analyse wurde die Einrichtung einer Fahrradstraße von der Stadtverwaltung als die beste Variante als Zwischenlösung ermittelt. Zunächst soll diese Variante für etwa zwölf Monate getestet werden, bis die Baustelle für das KAEPSELE-Projekt beginnt. Diese Testphase dient dazu, Erkenntnisse zu Fahrradstraßen im Allgemeinen zu sammeln. 

Wo verläuft die Teststrecke?

Die nun beschlossene Strecke beginnt nördlich der Zufahrt zur Jugendfarm und endet an der Einmündung der Schimmelwiesenstraße. Der bestehende Trampelpfad westlich der Bebauung wird als Geh- und Radweg ausgebaut und führt den Radverkehr in Richtung Walter-Schweizer-Kulturforum weiter. Die Goldäckerstraße selbst wird nicht umgebaut, die Fahrradstraße indes durch Fahrbahnmarkierungen und Beschilderung gekennzeichnet. Das Parken auf der Ostseite bleibt unverändert, auf der Westseite wird während der Testphase aus Sicherheitsgründen lediglich in den Bereichen der Kreuzungspunkte Reisachstraße und Maierholzstraße das Parken auf der Fahrbahn nicht möglich sein.

Wie verlief die Diskussion?

Der Entscheidung im Gremium war eine intensive Diskussion vorausgegangen. Bei der großen Mehrheit der Stadträte kam das Vorhaben gut an. SPD-Stadtrat Jens Zellmer geht davon aus, dass Fußgänger mehr Platz haben werden, da weniger Radfahrer auf dem Gehweg unterwegs seien. „Und für Autofahrer ändert sich nicht viel“, ergänzte er. Konrad Pfeilsticker (Grüne) sprach von einem „sinnvollen, gut vorbereiteten Experiment“, und Jürgen Kemmner (Fraktionsvorsitzender L.E. Bürger/DiB) setzt auf die Erfahrungen, die man aus dem Testprojekt ziehen könne.

Die Fraktion Freie Wähler/FDP brachte einen konkretisierenden Beschlussvorschlag ein, der eine konkrete Vorplanung eines baulich getrennten Radwegs parallel zum Versuchsbetrieb der Fahrradstraße vorsieht. Diese Vorplanung soll dem Gemeinderat vor Abschluss der Testphase vorgelegt werden, damit die Planung im Abgleich mit den Ergebnissen der Testphase dem Gemeinderat als sachliche Entscheidungsgrundlage für das weitere Vorgehen dient.  Diesem Vorschlag konnten sich bis auf eine Gegenstimme alle Ratsmitglieder anschließen. CDU-Fraktionssprecherin Ilona Koch betonte, auch die CDU-Fraktion sei für eine Förderung des Radverkehrs. Sie hätte jedoch bevorzugt, gleich einen von der Straße getrennten Radweg zu bauen. Auf ihre Anmerkung, die Bürger seien nicht ausreichend beteiligt worden, erwiderte Otto Ruppaner: „Es gab eine Bürgerbeteiligung, alles andere wäre eine falsche Behauptung“, so der Oberbürgermeister mit Blick auf die Sitzungen des Mobilitätsbeirats, diverse Bürgerwerkstätten sowie eine Online-Beteiligung während der Erstellung des Radverkehrsprogramms, in welchen die darin enthaltenen Maßnahmen eingehend diskutiert wurden. Im Weiteren werde die Testphase mit intensiver Kommunikation begleitet, zumal es sich um die erste Fahrradstraße in Leinfelden-Echterdingen handele.

Wäre ein Radweg auch heute schon möglich?

Ein sofortiger Bau eines parallel geführten Radwegs entlang der Goldäckerstraße ist nicht möglich, da während der Bauzeit des Wohngebietes KAEPSELE mit über 200 Wohneinheiten mit immensem Baustellenverkehr und somit einhergehenden erheblichen Einschränkungen oder gar Beschädigungen des potenziellen neuen Radwegs zu rechnen wäre. Ein separater Geh- und Radweg wäre insoweit erst nach Fertigstellung des Hochbaus möglich.

Wie geht es weiter?

Die Einrichtung der Testfahrradstraße soll nun rasch noch in diesem Jahr erfolgen. Die Kosten für die Planungs- und Markierungsarbeiten belaufen sich auf etwa 15.000 Euro. Der Ausbau des Fuß- und Radwegs westlich der Bebauung bis zum Parkplatz Walter-Schweizer-Kulturforum wird auf ca. 70.000 Euro geschätzt und bleibt auch nach der Testphase bestehen und würde auch für einen künftigen separaten Geh- und Radweg benötigt werden.

Über den Fortschritt und die Ergebnisse der Testphase wird der Gemeinderat regelmäßig informiert, um das weitere Vorgehen nach Abschluss der zwölfmonatigen Testphase zu beschließen. Selbstverständlich wird auch die Bürgerschaft über die städtischen Medien weiter informiert.

Was ist eine Fahrradstraße?

  • Radfahrer geben die Geschwindigkeit vor
  • Radfahrer dürfen nebeneinander fahren
  • Es gilt Tempo 30 für alle
  • Aufhebung der Rechts-vor-Links-Regelung
  • Mit Zusatzschild „Kfz frei“ dürfen Autos fahren