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Jubiläum der Städtepartnerschaft mit Manosque gefeiert

Beim Festakt am vergangenen Samstag auf dem Leinfelder Marktplatz stand alles im Zeichen der 50-jährigen Städtepartnerschaft zwischen Manosque und Leinfelden-Echterdingen. OB Otto Ruppaner hieß die französischen Gäste herzlich willkommen und betonte die Bedeutung dieser besonderen Beziehung, in der über das letzte halbe Jahrhundert unzählige Freundschaften entstanden sind.

Ob zu Beginn des Festakts, während des gemeinsamen Mittagessens oder bei der Ausgabe des Jubiläumskuchens: Die LE Marching Band sorgte für die musikalische Begleitung.

Für Stimmung sorgte auch Sänger Julien Mhondera  mit seinem eigens für die Veranstaltung geschriebenen Jubiläumssong „On a way up Leinfelden“. 

Ihr sängerisches Können haben zudem die Kinderchöre der Zeppelin- und Eichbergschule auf der Bühne eindrucksvoll unter Beweis gestellt (unten).

Auszüge aus den Reden von Oberbürgermeister Otto Ruppaner

  • „Nicht zufällig findet diese Jubiläumsfeier im Rahmen des jährlich stattfindenden Feuerwehrfestes auf dem Marktplatz statt, gehörten doch die damaligen Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Leinfelden mit zu den Gründungsvätern dieser Verbindung. Sie hatten den Auftrag, in Frankreich eine Partnerstadt für Leinfelden zu finden und entschieden sich schnell für das provenzalische Schmuckstück. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges liefern die Städtepartnerschaften einen wichtigen Beitrag zur deutsch-französischen Freundschaft, sie sind durch ihre gelebte Gemeinsamkeit Teil der kommunalen Außenpolitik. Häufig werden sie als größte Friedensbewegung der Welt bezeichnet. Wir alle wissen, wie fragil ein friedliches Europa geworden ist und wie wichtig der Austausch mit unseren Nachbarländern bleibt.

    Mein Lieblingszitat in diesem Zusammenhang stammt von Alexander von Humboldt, der einmal sagte: ‚Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derer, die die Welt nicht angeschaut haben!‘ Kommunale Verbindungen zwischen Nationen in Form von Städtepartnerschaften leben durch enge Beziehungen zwischen den Zivilgesellschaften, durch Schüleraustausche, Kontakte zwischen Vereinen, Musikgruppen, durch enge Verbindungen im Sport, Delegations- und Bürgerreisen. Viel ist in diesen Bereichen in den vergangenen 50 Jahren in Manosque und Leinfelden-Echterdingen passiert.

    Neben den gegenseitigen Besuchen der Feuerwehr, vom Partnerschaftsgremium, Schulen, Vereinsmitgliedern, bildenden Künstlern, Gemeinderatsmitgliedern und Vertretern der Stadtverwaltung hat sich in den letzten Jahren der Kontakt von Projektgruppen im Bereich Musik und Sport intensiviert. Der im Juni stattgefundene Staatsbesuch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Berlin hat bekräftigt, wie wichtig symbolische, aber auch gelebte Begegnungen zwischen Frankreich und Deutschland sind. Ich selbst wurde im Jahr 1982 geboren. In diesem Jahr wurde Helmut Kohl Bundeskanzler. Für mich gab es bis zu meinem 16. Geburtstag nur diesen einen Kanzler. Helmut Kohl arbeitete eng mit dem französischen Präsidenten François Mitterrand zusammen.

    Ihre Zusammenarbeit symbolisierte die Überwindung der historischen Feindschaft zwischen Deutschland und Frankreich und führte zu einer engeren politischen und wirtschaftlichen Integration Europas. Die Tatsache, dass meine Generation keine Grenzen in Europa kennt, dass wir von Lissabon bis Warschau fahren können, ohne ein einziges Mal den Ausweis zeigen zu müssen ist für mich und viele nach mir vollkommen selbstverständlich geworden. Und die Tatsache, dass Streitigkeiten in Europa mittlerweile in Parlamenten und nicht mehr in Schützengräben ausgetragen werden, halte ich für eine der herausragendsten politischen Leistungen überhaupt. Vive l’amitié – vive l’Europe!“

Impressionen vom Festakt auf dem Marktplatz Leinfelden

Der Manosquer Bürgermeister Camille Galtier (links) und der Generalkonsul der Französischen Republik (Stuttgart), Gaël de Maisonneuve (rechts), freuten sich über das Wiedersehen zum 50. Geburtstag. Der Austausch zwischen Frankreich und Deutschland sei ein bedeutender Bestandteil der Völkerverständigung in einem vereinten Europa.

Bürgermeister Camille Galtier

„Ein 50-jähriger Jahrestag gibt Zeugnis davon ab, wie eng und wichtig die Beziehungen zwischen unseren Völkern und zwischen Leinfelden-Echterdingen und Manosque sind. Und es ergibt sich daraus für uns gewählte Vertreter die Verpflichtung, auf diesem Weg weiter zu gehen. Etwa durch weitere Austausche zwischen den Feuerwehrkompanien, den Fortschrieb des Schüleraustausches, aber vielleicht auch durch neue Gedanken, die für beide Seiten interessant sind, zum Beispiel die Erneuerung der Energie. Ich möchte heute zwei Wünsche formulieren: Den einen nehme ich von General Charles de Gaulle: Dass zwischen unseren Völkern keine Feindschaft und Rivalität mehr besteht. Es sei denn im sportlichen Bereich. Mein zweiter Wunsch wäre, dass Frankreich nach den Ergebnissen von gestern Europameister wird in Deutschland. Das wäre sicher ein besonders schönes Zeichen für die deutsch-französische Freundschaft. Es lebe der Frieden, es lebe Europa, es lebe Deutschland, es lebe Frankreich.“

Generalkonsul Gaël de Maisonneuve

„Es gibt mehrere Hoffnungszeichen. Das erste ist, dass der Bürgermeister von Manosque gekommen ist. Zwar nur kurz, da er morgen die Wahlen in seiner Stadt organisieren muss. Aber er ist hier. Zweites Hoffnungszeichen: OB Ruppaner, der Anfang dieses Jahres gewählt wurde – und schon ist er ein aktiver Leinfelder- Echterdinger Fan von Manosque. Die Anwesenheit vom Bundestagsabgeordneten Nils Schmid, dem Co-Präsidenten der deutsch-französischen Bundestagsversammlung, als wichtigem Bestandteil vom deutsch-französischen Vertrag von 2019. Damit verbunden ist die Idee, dass die deutsch-französischen Abgeordneten zusammenarbeiten. Und diese Zusammenarbeit ist unser gemeinsames Leben. Seit 1962 haben wir sehr viele freundschaftliche Entwicklungen, allen voran mit Baden-Württemberg. Seit 1973 gibt es den Partnerschaftsvertrag, seit 1978 die Partnerschaft mit dem IKG. Und seither viele Austausche mit der Feuerwehr und im Kulturbereich. Es lebe die deutsch-französische Gemeinschaft!“

Oberbürgermeister Otto Ruppaner und Bürgermeister Camille Galtier servierten leckeren Jubiläumskuchen für alle Bürgerinnen und Bürger (Foto links). Der Festakt am Samstagmittag sorgte mit seinem abwechslungsreichen Programm für gute Laune und jede Menge Spaß – bei Jung und Alt: Die einen löschten im Festzelt ihren sommerlichen Durst, andere wiederum schlüpften in die Rolle des Feuerwehrmanns und löschten rund um den Marktplatz übungsweise „kleine Feuer“.

Jubiläum der Städtepartnerschaft mit Manosque gefeiert

Impressionen von Begrüßung und Besuchsprogramm

Beim Besuch der Delegation aus Manosque wurde nicht nur das Jubiläum der Partnerschaft kräftig gefeiert. Vertreter aus beiden Kommunen, darunter Bürgermeister Camille Galtier aus Manosque, Erster Bürgermeister Benjamin Dihm sowie Stadträtinnen und Stadträte kamen zu einem Workshop zusammen, bei dem verschiedene Themen besprochen wurden. Dazu gehörten auch die – mittlerweile durchgeführten – Wahlen in Frankreich, die die politische Landkarte verändert haben. Und das liegt auch am Wahlmodus, der in beiden Ländern unterschiedlich ist. Auch die Organisation auf kommunaler Ebene unterschiedet sich in einigen Bereichen, wie sich im Workshop gezeigt hat. 

Ein weiterer wichtiger Punkt war die Partnerschaft zwischen den beiden Kommunen. Einig ist man sich, dass die Verbindung auch in Zukunft weiter gepflegt werden soll. „Es ist wichtig, auf Städteebene weiterzuarbeiten“, sagte Galtier und nannte in diesem Zusammenhang auch das Partnerschaftsgremium. Dihm sprach von immer wieder neu entstehenden Verknüpfungen, „die Partnerschaft ist sehr vielfältig“. Zukünftig soll jedoch der Fokus mehr auf junge Gruppen gelegt werden, auf Sport, Literatur, Kunst und Musik. Auch der Jugendgemeinderat könnte dabei eine Rolle spielen. Galtier regte zudem an, die Unternehmen und Mittelständler aus beiden Städten zusammenzubringen und in die Partnerschaft einzubeziehen.

Der kulturelle Austausch hatte bei dem Treffen zwischen LE und Manosque einen hohen Stellenwert: Begegnungen in der Stadtbücherei, der Galerie Altes Rathaus Musberg und in der Musikschule.